Staatsanwaltschaft ermittelt gegen BenQ Mobile
7.11.06 23:50 Alter: 19 Jahre
Kategorie: BenQ Mobile
Die bislang von BenQ Mobile stets als überraschend gekommen dargestellte Insolvenz scheint bereits Wochen vorher deutlich absehbar gewesen zu sein. Gegenteilige Erklärungen des Managements in diesem Zeitraum wären demnach ebenso vorgespiegelt wie spätere Betroffenheitsbekundungen.
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung haben BenQ-Manager die gravierenden Finanzprobleme, die schließlich zur Insolvenz führten, "offenbar wochenlang verschleiert." Die Zeitung stützt sich auf interne Dokumente, nachdem das Management schon Mitte August (also rund sechs Wochen vor der Insolvenz) hätte absehen müssen, wohin die Talfahrt führte. Die implizierten Vorwürfe wiegen so schwer, dass die SZ sie wohl mit stichhaltigem Material absichern kann: Insolvenzverschleppung, also das Hinausschieben einer erkennbar unvermeidlichen Insolvenz, ist eine Straftat, die auf Grund der Veröffentlichung von der Staatsanwalt verfolgt werden muss und nach jüngsten Berichten von heise online wohl auch schon wird. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, würde das alle Lieferanten zu Schadenersatz gegenüber Geschäftsleitung und Gesellschaftern berechtigten (die "beschränkte Haftung" wäre dann aufgehoben).
Wie der Bericht ausführt, wurden optimistische Äußerungen über einen absehbaren Turnaround schon ab etwa Mitte August gegen besseres Wissen gemacht. Der CEO der BenQ Corporation, Kuen-Yao Lee, erklärte beispielsweise am 24. August in Taipeh, BenQ-Mobile "ist und bleibt eine wichtige Säule unseres Unternehmens". Nach den Informationen müsste er damals schon gewusst haben, dass das Ende der deutschen Handy-Tochter unausweichlich war, zumal die taiwanesische Mutter sich selbst darauf vorbereitete, ihre Zahlungen einzustellen: Zehn Tage vorher hatte BenQ Mobiles Finanzchef David Wang schriftlich konstatiert, man habe "Null Budget mehr"; die Mittel für das gesamte Jahr seien schon im ersten Halbjahr verbraucht, schrieb er unter anderem an Clemens Joos und Jerry Wang, den Finanzvorstand der taiwanesischen Mutter.
Öffentliche Bekenntnisse zum Handy-Geschäft geraten nun rapide ins Zwielicht. Die Ende August angekündigte Finanzspritze von 400 Millionen Dollar aus den Kassen der BenQ Corporation bezeichnet die SZ als "pure PR-Kosmetik" und zitiert ein internes Schreiben mit den Worten "In den Nachrichten heißt es, BenQ habe uns 400 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Das ist nicht wahr." Ähnliches gilt für die zeitgleich auch in der Belegschaft lange aufrecht erhaltene Hoffnung auf schwarze Zahlen bis Mitte 2007 (siehe Gewinnzone hinausgeschoben). Sie war, sollte sich der Verdacht erhärten, zu diesem Zeitpunkt schon ebenso Makulatur, wie die späteren Erklärungen der Geschäftsleitung, sie sei von der Insolvenz "geschockt."
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